Workflow Sportfotografie
Die Arbeit eines SportfotografenDie Arbeit eines Sportfotografen
Ein möglicher Workflow in der Sportfotografie
Sportanlässe zu fotografieren ist nicht immer ein Zuckerschlecken. Vom Spiel selber bekommst du meist relativ wenig mit und zudem stehst du noch unter Zeitdruck. Darüber hinaus sind die Wetterbedingungen im Winterhalbjahr in der Schweiz alles andere als angenehm. Trotzdem ist die Action- und Sportfotografie extrem spannend.
Ich möchte in diesem Blogbeitrag gerne etwas über die Arbeit als Sportfotograf erzählen und den Workflow anhand eines Beispiels etwas näher bringen.
18.00 Uhr
Equipment packen, wetterfeste Kleidung mitnehmen
2-3 Kameras/ 16-35mm 2.8 / 70-200mm 2.8 / 400mm 2.8
Wichtig: Einbein Stativ und Laptop nicht vergessen.
19.00 Uhr
Ankunft im Stadion
Im Medienraum gilt es als erstes die Mannschaftsaufstellungen zu studieren und am Laptop eine Liste mit allen Spielern und Rückennummern erstellen, so hat man es später einfacher und man ist schneller beim Beschriften der Spieler. Man arbeitet ab sofort mit Abkürzungen sogenannten Code-Replacements. Ich tippe in meine Tastatur zum Beispiel «/sui1/» und der Computer schreibt mir dann automatisch «Torhueter Yann Sommer».
Zudem muss bei jedem Bild eine Bildüberschrift, eine Beschreibung und passende Keywords hinzugefügt werden. Es müssen die Fragen «Wann?» «Wo?» und «Wer?» geklärt werden. Das hilft einem Bildredaktor nach einem Bild zu suchen und er weiss auch gleich, wer auf dem Bild zu sehen ist und wo es aufgenommen wurde. Diese Beschriftung ist abgesehen vom Spieler für alle Bilder des Spiels gleich und kann vorbereitet werden, damit beim Import der Bilder diese IPTC-Daten allen Bildern gleich hinzugefügt werden.
Für die Beschriftung verwende ich das Programm Photo Mechanic, momentan eines der besten Programme die es gibt, wenn es schnell gehen muss.
19.30 Uhr
Die Fotografen bewegen sich langsam vom Medienraum an den Spielfeldrand. Ich richte mich ein und wähle oft einen Platz an der Grundlinie nahe der Eckfahne. Von da decke ich die eine Platzhälfte mit dem 400er und dem 70-200 gut ab, bei einem Tor auf der Gegenseite kann ich mit dem 400er versuchen, doch noch an ein Bild zu kommen.
Ich wähle für Fussball eine grosse Blende (2.8) und eine kurze Verschlusszeit (1/800 oder kürzer), je nach Lichtbedingungen muss ich mit der ISO höher gehen. Wichtig bei Sportaufnahmen ist der kontinuierliche Autofokus (AI Servo / AF-C) und die Serienbildfunktion.
20.00 Uhr
Die Spieler laufen ins Stadion, die Fotografen können zu diesem Zeitpunkt nahe an die Ersatzbank, wo man aus relativ naher Distanz die beiden Trainer fotografieren kann, was später nur noch aus der Entfernung möglich ist.
Halbzeit 1
Durch das Objektiv verfolge ich das Geschehen und fotografiere vor allem Zweikämpfe und Kopfballduelle. Natürlich ist der Torjubel oder das Tor selber immer sehr gefragt in den Medien, obwohl vielleicht ein spektakuläres Zweikampf-Bild schöner wäre. Nach den ersten 20 Minuten lade ich meistens die ersten 2-3 Bilder von der Kamera auf meinen Laptop. Ich beschrifte die Spieler mit meiner vorbereiteten Liste und schicke diese vom Spielfeldrand an die Bildagentur. Damit ich nicht alle Bilder des Spiels auf meinen Rechner kopieren muss, dient mir meine Lock/Rate Taste an meiner Kamera, an der ich bereits eine Vorselektion der Bilder mache.
Pause
Für die Fotografen gibt es leider keine Pause – diese wird genutzt um die besten Bilder der ersten Halbzeit zu beschriften, leicht zu bearbeiten und dann möglichst schnell zu übermitteln. Wenn kein WLAN vorhanden ist oder dieses überlastet ist, nehme ich gerne das i-Phone als persönlicher Hotspot und übermittle mit 3G oder 4G die Bilder. Ich bearbeite meine Bilder in Lightroom und schicke mittels einem FTP Plug-in die Bilder direkt aus Lightroom.
Halbzeit 2
Auch jetzt gilt meine Aufmerksamkeit wieder dem Spielgeschehen. Meistens bleibe ich an meinem Standort, je nach Resultat wechsle ich aber auch mal die Platzhälfte. Auch die Trainer fotografiere ich meist erst in der zweiten Hälfte aus der Distanz, da sind die Emotionen meistens noch etwas grösser. Sportfotografie ist faszinierend – man hat viel weniger Einfluss auf die Bildkomposition und doch hat man Möglichkeiten das Bild besser oder schlechter zu gestalten. Natürlich spielt auch immer Glück eine Rolle dabei, ob das Tor auf der richtigen Seite, die Spieler direkt vor dir jubeln oder nicht.
21.50 Uhr
Spielschluss. Der Rest der Bilder wird jetzt so rasch wie möglich beschriftet, editiert und auf den Server geladen, bei vielen Zeitungen ist um 22.00 Uhr Redaktionsschluss. Im Durchschnitt schicke ich etwa 30 Bilder an die Agentur.